- Kein Heldenepos -
Gar mancher Widerchrist, der Christ sich nennt zum Schein,
All diesen Frevlern nun, den Gotteslästerein,
Zum ersten fordern wir, dass uns gestattet wird,
Zum andern wollen wir den Zehnten fernerhin
Zum dritten sind wir durch Leibeigenschaft beschwert:
Zum vierten sind beschwert wir durch das unrecht Recht,
Zum fünften sind beschwert wir dadurch, dass im Wald
Zum sechsten sind wir durch die Dienste hart beschwert,
Zum siebten sind beschwert wir durch der Herren Macht,
Zum achten sind wir durch den Pachtzins hart beschwert,
Zum neunten sind beschwert wir dadurch, dass wir nicht
Zum zehnten sind wir durch den Brauch sehr hart beschwert,
Zum elften wollen wir das Recht, bei einem Tod
Zum zwölften glauben wir zu folgen Gottes Wort;
Ihr Bauern, leider ist es wahr:
So viele Fürsten tummeln sich
Seid umso mehr in eurer Sach
Als erstes fordert ihr, dass man
Und wollen ihn die Herren nicht,
Als zweites fordert ihr, dass man
Der Zehnt gehört der Obrigkeit,
Als drittes wollt ihr auch nicht mehr
Wer glaubt, dass ihm sein Leib gehört,
Die nächsten acht Artikel sind
Zuletzt wollt alles streichen ihr,
Nun, liebe Bauern, liebe Herrn,
Um weltlich und um heidnisch Recht
Ihr edlen Herren mit den vollen Mägen,
Ihr eitlen Herrn, spitzt eure tauben Ohren
Mir selber, Thomas Müntzer mit dem Hammer,
Und haben auch die Bauern schon entrechtet
Lasst ihren Lohn in eure Kassen fließen
Und noch ein Zehnt und eine Fron! Wie kläglich
In eurer Scheune ist sein Korn verdorben:
Wie süß schmeckt doch der Fleiß der Handwerksleute,
Jetzt wird das Volk die Herrschaft sich erstreben
Vorbei die Zeit der Kuchen und der Kräpfel,
Sie können ihren heißen Durst nicht stillen,
Die Kirche war einst Jungfrau und Noblesse
Sie haben stets gemehrt die Gier der Schinder
Sie haben dicke Bücher vollgeschmieret,
Wir werden richten, die den Herrn entehrten,
Die Bilder in den Kirchen niederreißen,
Vor wie viel Götzenbildern knien heute
Des Papstes hurenhengstisch Pfaffen rauben
Die irren hodensäckischen Doctores
Die Gottes Häuser so zum Jahrmarkt machen,
Zu lange habt ihr fremden Lohn genossen:
Der letzte Bissen wird euch bald im Munde,
Es kann den Zorn des Herren niemand dämpfen,
Wie Daniel sprach: Gott wird vom Thron euch stoßen,
Ihr habt ein böses teuflisches Gewissen
Verstockt das Herz wie das des Pharaonen,
Das Schwert zu nehmen hat mir Gott befohlen,
Als Brüder unserm Bunde beizutreten,
Doch fahrt ihr fort, mit höhnischem Geläster
Den Menschen heutzutage scheint
Es hat der Fürst ein schweres Amt,
Ich wollt, ich wär ein Bäuerlein:
Ich habe in der letzten Schrift
Doch ihre zwölf Artikel sind
Wie tolle Hunde wüten sie
Zum einen schworen sie den Herrn
Zum andern haben sie manch Schloss
Zum dritten nehmen sie dabei
Die Genesis zitieren sie,
Wohl waren alle Dinge frei
Hat Christus denn nicht frei gemacht
Welch feine Christen! Sehn sie doch
Ihr schlimmster Teufel aber ist,
Als Wolf im Schafskleid lauert er,
Als Priester seines Beelzebubs
Er lehrt, dass man auf Gottes Stimm
Ich höre nichts, ich träume nichts
Er lehrt zu stürzen jedes Bild
Der Bilderdienst, er widerspricht
Er lehrt gar, dass der Bauer sich
Er würde sich, läs er die Schrift,
Sein Reich ist nicht von dieser Welt;
Gott will, dass nun die Obrigkeit
Die Obrigkeit hat selber zwar
Drum sprech der Fürst: Gott hat mich selbst
So kommt es, dass ein jeder Herr,
So kommt’s auch, dass ein Bauer, der
Doch gnädig sei die Obrigkeit
Ist nicht zufrieden, durch sein Werk
Drum löst, errettet, helfet nur
Es töte jeder gute Christ
Nun sage jeder fromme Christ
Das ist der Luther, den die Fürsten preisen,
Der Mensch soll frei allein im Glauben werden,
Wie windet Doktor Lügner sich in Krämpfen,
Im Traume Gottes Willen zu ergründen
Auf tote Lettern kann der Herr verzichten
Der Madensack glaubt doch die Schrift zu kennen:
Den Vater Leisetritt mit seinen Laffen
Der Bruder Sanftes Leben bete weiter
Die keusche Frau aus Babylon lässt ihren
Er kann recht artig seinen Namen sagen,
Vom Brüllen heiser ist schon seine Kehle:
Das Reformieren macht er überflüssig,
Er kann vor Fett nicht halb so tief sich beugen
Er hat im Schoß des süßen Jesuleinchen
Wohl kann er gegen Pfaff und Bauern schreiben
Vergeblich wird der Fettsack sich befleißen,
Der Bauer soll geduldig stillehalten,
Doch die Tyrannen auf dem hohen Wagen,
So lässt der Doktor Ludibrii schießen -
Wer so um Mord und Totschlag hat gebeten,
Der Wittenberger Papst ist schlecht beraten
So spüren nun die Bauern ohn Erbarmen
Der hodensäckische Doktor verrecke,
Hier stehn sie nun, die letzte Schlacht zu schlagen,
Die Schlacht der Schlachten muss geschlagen werden,
Ihr Bundeszeichen ist der Regenbogen,
Der Regenbogen ist doch Gottes Zeichen:
So nimm den Halo! Der ist gut genug;
Wie lange wollt ihr Brüder denn noch zagen?
Noch immer fürchtet ihr die hohen Herren,
Das machen doch die hohen Herren selber,
Wir blieben friedlich bis zu dieser Stunde -
Man kann dem Herrn nicht und den Herren dienen,
Und würde Barbarossa gar zum Streite
Nur dran! Nur dran! Es hat der Herr gerichtet!
Habt ihr Hesekiels Bild denn schon vergessen
Wie Jesus spricht zu Jüngern und Gemeinde:
Wer freudig kämpft für Gottes Wort hienieden,
So lasst es den Tyrannen nicht mehr glücken,
Nur dran! Nur dran! Lasst euren Mut nicht trüben,
Und wenn sie wie die kleinen Kinder flennen
Wie Saat des Unkrauts sind der Fürsten Worte;
So glaubt auch nicht den frommen Bettelworten,
Nur dran! Nur dran! Und wollt ihr nicht auf Erden
Bedenkt auch: wir sind hier, für Gott zu streiten,
Seht auf! Ein Regenbogen ist erschienen:
Dort kommt auch schon der Fürsten Heer gezogen:
Nur dran! Nur dran! Gott steht auf unsrer Seite,
Komm zu uns, Schöpfer, Heilger Geist, hernieder,
Du bist ein wahrer Tröster wohl zu nennen
Vertilge unsrer Seele arge Feinde
Dort thront der Kopf des Priesters und Propheten,
Mag sein, die Zeit ist noch nicht reif gewesen:
Nach Freiheit wird der Deutsche niemals streben,
Doch ewig wird er in dem Herzen hegen
Ich wollte ohnehin nicht gar so gern
Da die hohen Fürsten mich beordern
Heut will ich ins Elysium verreisen,
Das ist vorbei! Die Lieder sind verklungen,
Der Graf von Kildare besetzt ein Positiönchen,
Was sucht denn England in der Götter Garten,
Wie soll ich meines Vaters Land verwalten,
Lord Offaly, ich möchte Euch nicht stören;
Nun hat es der Tyrann zu weit getrieben!
So hast du diesem Lord den Sarg gezimmert
Zwar klagt der Lord, dem Papsttum treu verpflichtet,
Mag sein, dass man sich dieses Mal ergeben;
Mir träumte heute Nacht, dass diese Erde
Wann hörst du auf, die Freiheit zu erträumen,
Mein eignes Land will ich dir heute zeigen -
So mancher Midas wird ums Gold sich reißen,
Wer heut dort lebt, wird schnellstens ausgerottet,
Wohlan! Verstehst recht gut, den Mut zu dämpfen;
Ein Wohnfels ist’s, von dem auch mache springen,
So strömen nun von Fels zu Fels die Scharen,
Auch wollen manche auf dem Schlachtfeld liegen
Ihr höchstes Ziel ist: über allen stehen,
Wie emsig alle durch die Gegend laufen,
Wie ratlos steht vor den Naturgewalten
Das Leben wird zwar überall gefunden,
Du willst uns in das Samenkörnchen zwängen?
Und immer näher, größer! Wie gebannt
Die schönste Frau, die je auf Erden lebte,
Schon lange habe ich darauf gewartet,
Draupadi ist es, Hindu-Königin,
Und das ist Brigid, zierlich und charmant,
Und diese edle Frau ist Sulamith,
Dort lacht mir Salome mit rotem Mund,
Und diese ist gewiss Kleopatra,
Doch wer ist, die so unergründlich lacht,
Helena muss es sein, das Teufelsweib,
Die sei’s! Mephisto, halt sie mir bereit
Du musst dir selber schon dein Glück gestalten;
Doch lass ich dir errichten eine Bühne,
Ich komm! Ich komm! Ich hab den Ruf vernommen -
Mein Leben will ich nun der Liebe weihn,
Hier stehe ich in Helenas heilgem Tempel;
Doch halt! Es riecht nach Myrten und nach Rosen:
Dort kommt die Göttin! Sanft sind ihre Hände,
Dort kommt die Göttin! Ihre Schultern zieren
Dort kommt die Göttin! Gern wird sie sich fügen -
Die Seele brennt, und niemand mag sie kühlen:
Was höre ich für wundersame Klänge?
Was seh ich für ein wundersames Wesen?
Was fühle ich für wundersame Dinge?
Nein, sag mir nichts von deinem schönen Spiele,
Dass Wissen nicht die Neugier mir vertreibe,
Erhabne Göttin, wenn mit solchen Tönen
Erhebe dich, du sterblichster der Götter!
Leg deinen starken Arm um meine Hüfte,
Wie oft ein Mensch wohl solche Gunst erfuhr:
Ich bin nun dein! Und nichts kann uns mehr scheiden!
Und mögen uns die Götter auch beneiden,
Ich bin nun dein! Und ewig will ich’s bleiben,
An deiner Seite will ich bleiben jetzt
Selene, deine sanften Strahlen fließen
O Nyx, beschirme unser Glück und breite
O Eros und Himeros, schenket heute
Bis einst den Mund der Lethe Wasser netzt,
Bis einst den Weg des Fleisches geht zuletzt
Nun will mein Leben ich mit dir verbringen:
Und wenn der Sensemann die Klinge wetzt,
Wie zärtlich deine Augen mich umschlingen,
Die andern Götter gehn mir aus dem Wege:
Doch leb ich nur in deinem reinen Herzen,
Leg meinen Schoß verlangend ich in deinen,
Bei Zeus und Hera! Es sind Stymphaliden,
Aus Eisen ist ihr glänzendes Gefieder,
Wir fliegen
Wir schwirren
Wir flöten
Ein jeder
Und Krallen,
Mit Schnäbeln
Wir richten,
Wir kriegen
Ach Helios, helfe du in unsern Nöten
Der Sonnengott scheint’s gut mit uns zu meinen:
Wie glücklich aber bin ich hier und jetzt,
Dass unsre Lieb die Götter so entsetzt,
So lass sie intrigiern bei Tag und Nacht,
Soweit die Augen und die Herzen reichen,
Hörst du denn nicht ein felszerberstend Brüllen?
Des Löwen von Nemea starke Kinder,
Sie können harten Stein zu Mehl zerbeißen,
Vor diesen Tierchen sollte ich erblassen,
Ihr lieben Kätzchen, seht auf diesen Ring
Schlaf ein, Endymion, du schönster Knabe,
Schlaf ein, doch zeige stets mir dein Gesicht,
Schlaf ein, dass sich in diesem reinen Bronne
Nun sieh, wie ich die Biester sanft und schlicht
Wie sanften Lämmern, die in Frieden weiden,
Zwar ist es uns nicht möglich, sie zu meiden,
Den Gott gibt’s nicht, der mir die Freude nimmt,
In deiner Liebe alle Welt zu lieben,
Entquillt dies wilde ungestüme Schnauben
Es ist der Eber mit den großen Hauern,
Ihn zu besiegen wird dir nicht gelingen:
Wenn ich nur seinen Hauern erst entgehen
Fortan will ich die Haut des Ebers tragen,
War doch in Wahrheit lange schon uns beiden
Denn wenn die Götter Sterbliche beneiden,
Solang sie neiden, wollen wir nicht klagen,
Wie einer schmiegen unsre beiden Schatten
Und wem mag dieser Schatten wohl gehören,
Das ist Apollo, den dein Aug erspähte,
Ist der Olymp nicht die Wohnung unsterblicher Götter und heilig?
Du brauchst dich schützend nicht vor mich zu stellen;
Ich bin es, dem ihre Liebe gehört, drum verschwind vom Olympos -
Ich lasse gern dir die Wahl unsrer Waffen im Streite! Bedenke:
Das Messer an den bloßen Hals gesetzt,
Wer so der Liebe Mächte unterschätzt,
Ich bin zum Kampf mit diesem Gott entschlossen
Und wenn Apollo auch das Messer wetzt
Hast du die Waffe gewählt, die dem Leben ein Ende bereitet
Das Schwert, das Schwert wird unsern Kampf entscheiden:
Soll denn ein Gott sich vorm Schwert eines sterblichen Mannes gar fürchten,
Dies Schwert braucht keinen Mann! - Komm her, pariere
Was für ein Schwert ist’s, das deine Befehle gehorsam befolget?
Noch mussten wir Apollo nicht verletzen,
Noch hat es unsre Kehle nicht verletzt,
Nun hat Paiéon wieder aufgesetzt
Unsterblich heißt nicht unbesiegbar sein:
Selten war die Götterwelt sich so einig:
Auf mein Bitten hat nun Hephaistos’ Schmiede
Wenn die Götter eure Gemächer stürmen,
Dass Aphrodite steht auf unsrer Seite,
Auf ihre Hilfe hätt ich nicht gewettet,
Sei's drum, auf ihre Hilfe uns zu stützen,
Was kommt, wird meine Liebe nicht verleiden:
Und müsst ich mich in Leinensäcke kleiden,
Ich habe dir mit meinem Orgelspiele
Vom kopflosen Apollo angeführet
Die Kinder Zeus’ verlangen unser Ende:
Auch Hera, seine Schwester und Gemahlin,
Siehst du das Blitzen in den Augen Ares’,
Die Einigkeit der kriegerischen Recken,
So mach sie nun mit deinem Schwerte nieder,
Du willst dir deinen Lorbeer wiederholen
Heute wirst du von den Göttern gerichtet, und deine Gebeine
Ich werde selber dich töten, und ich trage selber die Sorge,
Glaubst du! Du wirst nur deinen Spott vermehren,
Verzeih, mein Herz, was zu verzeihen geht;
Dass trotzdem deine Liebe noch besteht,
Du nicht, du hast mich nicht zunicht gemacht:
Zu jenen Göttern, die uns beide hassen,
Wie Halme sieht man große Zedern weichen,
Ach, dass wir unser Haus am Gipfel hätten,
Lass alle Diener deines Tempels kommen,
Dass unsre Liebe diesen Kampf gewinnt,
Ich stürzte dich ins Unglück durch mein Werben,
Und oftmals denk ich an den Tod, den herben,
Du hast mir doch vor ungezählten Tagen
In diesen Mauern werden wir verschmachten:
Ich hätte in die Wälder dir Delfine
Das Dunkel lässt mich den Verstand verlieren;
Weil es zur Umkehr leider schon zu spät,
Doch wenn auch unsre Liebe nie vergeht:
Ich hätte Gold dir aus dem Styx gesiebt,
Uns beiden wird die Liebe nicht ersterben;
Nun kommen noch Apollos schwarze Raben:
Es sind zu viele dieser Tagediebe -
Das widerlichste, was uns je bedrohte:
Mich schickt Apollo, letztmals zu warnen euch:
Bringt meine Lust uns beiden das Verderben,
Schon bald muss unsrer Liebe Blüte sterben,
Kein andrer mag die Blüte wohl ermessen,
Und wie der zarte Mohn im Sturm vergeht,
Empfing nicht mancher schon die Götterweihe,
hat die Frage ausgegeben:
soll dieses Gottes Wort, das Evangelium sein,
überall sich zu erheben
und seinen Fürsten all gleich herrenlosen Tiern
den Gehorsam zu versagen,
die Obrigkeit der Welt, der Kirche reformiern,
Herrn vertreiben und erschlagen?
all den ketzerischen Zungen
sei Antwort jetzt zuteil: die zwölf Artikel sein
aller Bauern Forderungen!
Was können wir dafür, wenn sich die hohen Herrn
über Gottes Wort empören?
Zwar stellen sie sich taub, vernehmen es nicht gern,
doch sie müssen’s trotzdem hören!
unsern Pfarrer selbst zu wählen:
der sei ein Vorbild uns und ein getreuer Hirt,
dass er rette unsre Seelen.
Doch wenn er falsch uns lehrt und sucht sein eignes Teil
oder strebt nach Erdenschätzen,
so sei es uns erlaubt zu unserm Seelenheil,
ihn auch wieder abzusetzen.
nur dem Pfarrer selber geben
als den verdienten Lohn, dass er nach Gottes Sinn
ohne Sorge möge leben;
man schenke, was noch bleibt, im Dorf den Armen her,
denn kein Reicher soll es raffen.
Den Kleinen Zehnten nur, den geben wir nicht mehr:
Gott hat frei das Vieh erschaffen!
die sollt ihr nicht mehr betreiben.
Das heißt ja nicht, uns sei die Obrigkeit nichts wert,
doch der Leib soll unser bleiben!
Wir alle sind doch schon seit langer Zeit getauft;
soll sich Christus für uns schämen?
Er hat uns durch sein Blut so teuer freigekauft:
wer will diese Freiheit nehmen?
Fisch und Wild und das Geflügel
sei Fürsteneigentum; das glauben wir wohl schlecht,
trägt’s doch nirgendwo sein Siegel.
Gott schuf die Tiere uns; so ist in dieser Sach
jedes Fürsten Recht gestorben,
es sei denn, er weist nach, dass er sich Luft und Bach
hat vom Schöpfer selbst erworben!
wir das Holz nicht dürfen schlagen;
Gott schuf den Menschen doch ganz ohne Vorbehalt
an den sieben Schöpfungstagen
die Pflanzen und das Tier zu seinem Unterhalt,
wie wir in der Schrift es fanden:
sie sind des Fürsten nicht, er habe denn den Wald
einst vom Schöpfer selbst erstanden!
die von Tag zu Tag sich mehren,
den Frondienst, der so sehr an unsern Kräften zehrt,
drum ist unser recht Begehren,
man möge fernerhin von uns, den Bauern, nun
nichts Unmögliches erwarten;
wir wollen gerne euch so viele Dienste tun,
wie es unsre Eltern taten.
uns zur Arbeit auszusenden -
wir zahlen doch fürs Land schon eine hohe Pacht;
damit hat’s nun sein Bewenden.
Ist Not am Mann, so hilft der Bauer gerne schon,
ohne mit dem Herrn zu rechten,
wenn dieser ihm bezahlt den angemessnen Lohn,
wie man’s tut mit allen Knechten!
dass ums täglich Brot wir bangen,
weil dieser oft noch mehr als den Ertrag verzehrt,
weshalb wir von euch verlangen,
dass erst ein freier Mann den Wert des Gutes schätzt,
das die Bauern jeweils pflegen,
um angesichts des Werts für uns zu guter Letzt
unsern Pachtzins festzulegen.
nach Gesetz gerichtet werden.
Der Willkür ausgesetzt sind wir vor dem Gericht,
oft erdichtet man Beschwerden;
drum fordern wir von euch, dass weder Gunst noch Neid
die Gerechtigkeit verletze,
dass ihr uns richten mögt in aller künftgen Zeit
nach geschriebenem Gesetze.
dass die Äcker und die Wiesen
so mancher Fürst sich selbst zum Eigentum erklärt,
doch wir widersprechen diesen:
Gott sandte Menschen aus, mit Sichel und Verstand
seinen Boden zu verwalten;
so hat der Fürst kein Recht, er habe denn das Land
einst vom Schöpfer selbst erhalten!
Steuern einzutreiben, leugnen:
es widerspricht nicht nur dem göttlichen Gebot,
Witwen, Waisen zu enteignen.
Wer sucht denn schon den Tod? Wer stirbt, der stirbt nicht gern,
und er wird den Seinen fehlen;
die Not ist groß genug! Es ziemt sich nicht den Herrn,
die Familie zu bestehlen!
wo sich etwas andres findet,
dort streichen wir sogleich ganz den Artikel fort,
wenn ihr’s mit der Schrift begründet!
So lasst gemeinsam uns in Gottes Liebe ruhn,
suchet mit uns sein Erbarmen,
auf dass wir alles stets nach seinem Willen tun.
Gott sei mit euch allen. Amen.
Moderato
ihr seid sehr hart beschwert
durch eure Herrschaft, die sich hat
von Gottes Wort gekehrt.
in Satans Sündenpfuhl,
dass ich, der Doktor Luther, weiß:
bald stößt sie Gott vom Stuhl!
vor Satan auf der Hut,
dass ihr nicht mehr als recht verlangt
und niemand unrecht tut.
den Pfarrer selbst erwählt
und selber absetzt; das ist recht,
seid ihr vom Geist beseelt.
so sei es euch erlaubt,
für ihn zu sorgen, dass ihr nicht
die Obrigkeit beraubt.
den Zehnten fernerhin
dem Pfarrer und den Armen gibt;
was macht denn das für Sinn?
so wie Matthäus schrieb;
wer das bezweifelt ist ein Tor,
ein Räuber und ein Dieb!
leibeigen sein den Herrn,
denn Christus habe euch befreit?
Nichts läge je so fern!
verwehrt dem Herrn sein Recht:
ein weltlich Reich kann nicht bestehn,
gibt’s keinen Herrn und Knecht!
von weltlicher Natur,
und es verstehen sich darauf
die Rechtsgelehrten nur.
was nicht der Schrift entsprach;
nun kennt ihr Gottes Willen wohl -
so richtet euch danach!
lenkt euren Blick nach vorn:
nichts Christliches ist’s zwischen euch
als einzig Gottes Zorn.
geht dieser harte Streit.
Legt ihn alsbald in Frieden bei;
Gott steht auf keiner Seit!
Allegro con moto
man hat euch nicht vergessen;
wir kommen hoffentlich nicht ungelegen
und stören nicht beim Fressen!
und höret unsre Schemen:
die Bauern stehen jetzt vor euren Toren,
Gerechtigkeit zu nehmen!
hat Gott das Schwert gesendet,
zu enden dieser Menschen großen Jammer,
die ihr so schimpflich schändet.
die meisten eurer Väter,
ihr habt noch mehr gefoltert und geknechtet
als solche Übeltäter,
allein durch eure Stärke,
dass ja die armen Bauern nicht genießen
die Früchte ihrer Werke.
speist ihr sie mit den Resten;
der Bauer schafft nicht zwanzig Stunden täglich,
um euren Wanst zu mästen!
ihr habt sein Recht und Hoffen
und, was der Bauer mühsam hat erworben,
verfressen und versoffen!
wie hat er euch gefallen;
doch drängt er sich zurück nach oben heute
und wird zu bittern Gallen.
und Gott mit ihm regieren;
vorbei ist nun das sanfte faule Leben,
die fürstlichen Manieren,
die uns so lange fehlten;
oho! wie reif sind doch die faulen Äpfel,
wie mürbe die Erwählten!
von Gottes Wort zu wissen,
dieweil sie um der bittren Nahrung willen
sein Wort verleugnen müssen.
auf der Apostel Spuren;
die Schüler machten bald sie zur Mätresse
und eines Römers Huren.
und Gottes Wort verboten,
sie taufen gar die ahnungslosen Kinder
und handeln mit den Toten!
in denen sie uns lehren,
der alte Prunztopf, der zu Rom regieret,
sei mehr als Gott zu ehren!
und seinen Tempel säubern
von Mördern und von falschen Schriftgelehrten,
von Händlern und von Räubern,
die teufelsfratzig lachen,
wie Gott im anderen Gebot geheißen:
du sollst kein Bild dir machen!
die Mönchlein und die Nönnlein:
sie machen Christus zum Gespött der Leute
und zum gemalten Männlein!
die Seligkeit den Frommen
und haben von dem reinen Christusglauben
den Schlüssel weggenommen.
vergnügen sich in Sünden;
sie lehren Gottes Volk des Satans Mores
und leben von den Pfründen.
die sind mit euch verschwestert:
gemeinsam habt ihr ausgenutzt die Schwachen,
Gott und sein Volk gelästert!
Gerechtigkeit zu schaffen,
hat nun das Volk den Ewgen Bund geschlossen
und greift zu seinen Waffen.
im Halse stecken bleiben,
und schließt ihr euch nicht an dem Gottesbunde,
so wird man euch vertreiben!
kein Heer, kein Vaterunser,
und wer in Gottes Bund nicht möchte kämpfen,
ist Gottes Feind und unser!
Gewalt und Macht auf Erden
wird nun anstatt den lästerlichen Großen
dem Volk gegeben werden!
und führt ein gottlos Leben;
Gott hat das Schwert nun eurer Hand entrissen
und seinem Volk gegeben.
so stur und hartgesotten,
gebietet Gott, solch Fürsten nicht zu schonen
und völlig auszurotten!
doch wollt ihr zu uns eilen,
so wollen wir, was ihr von uns gestohlen,
auch christlich mit euch teilen.
das wollen wir euch raten,
so werden wir für eure Seele beten,
vergeben eure Taten.
noch gegen uns zu wettern,
befiehlt uns Gott, dass wir all eure Nester
zerreißen und zerschmettern!
Agitato
der eigne Stand nichts wert:
der Ochs verlangt des Sattels Last,
und pflügen will das Pferd.
viel Sorge und viel Leid,
dieweil der Bauer fröhlich lebt
und schnarcht in Sicherheit.
ich könnte allzeit ruhn,
der Weizen wüchse ganz von selbst,
ich bräuchte nichts zu tun.
die Bauern nicht verdammt,
dieweil sie unterstellten sich
der Bibel allesamt.
nur eitel Lügenwerk:
sie halten mit der Niedertracht
nun nicht mehr hinterm Berg!
und rauben ohne Not,
und sie verdienen alle sich
den hundertfachen Tod!
Gehorsam, Treu und Huld;
jetzt haben sie sich abgewandt
und tragen tiefe Schuld.
und Kloster schon zerstört,
sie plündern, und sie rauben auch,
was ihnen nicht gehört.
die Bibel in den Mund
und zwingen Unbescholtne gar
in ihren Teufelsbund!
weil dort geschrieben sei,
Gott schuf die Dinge allgemein,
und alles wäre frei!
im Alten Testament,
doch zeigt, wer darauf sich beruft,
dass er die Schrift nicht kennt!
die Seele von der Welt
und Leib und Gut des Christen selbst
dem Fürsten unterstellt?
den eignen Nutzen nur.
Die Höll ist leer, weil jeder Geist
in einen Bauern fuhr!
der alle Welt verführt,
der Erzesteufel Müntzer, der
zu Mühlhausen regiert!
wer in die Falle geht:
so wurde der gelehrte Mann
beschissener Prophet!
verdreht er Gottes Wort,
und dieses hohlen Baumes Frucht
ist Aufruhr und ist Mord!
und Träume hören soll,
als wäre er, den Gott verwarf,
zehn Heilger Geister voll!
und bin doch Gottes Stift:
Gott redet nicht durch Traum und Geist,
er redet durch die Schrift!
in seinem großen Wahn,
so wie es mit den Götzen einst
der Jude hat getan.
zwar Gottes reiner Lehr,
doch wo die Herzen man gewinnt,
ist bald kein Bildnis mehr.
der Obrigkeit erwehrt,
weil, wie er glaubt, der Fürst zuviel
von seinen Früchten zehrt.
ersparen solch Geplärr:
auch Christ stand vor Pilatus einst
und sprach: Du bist mein Herr!
der Christ - wie ich und du -
muss dulden, denn wo Faustrecht gilt,
geht’s mit dem Teufel zu.
mit Macht dazwischenschlägt,
solang in ihren Armen sich
noch eine Ader regt!
den lieben Gott entehrt,
doch gegen Aufruhr, Raub und Mord
befiehlt ihr Gott das Schwert!
zur Obrigkeit gesetzt,
und jeder Mensch verdient den Tod,
der sein Gebot verletzt!
der in dem Kampfe stirbt,
weil er auf Gottes Seite stand,
den Himmel sich erwirbt.
ein Herr zu sein begehrt,
sich dadurch Leib und Seel verwirkt
und in die Hölle fährt.
den Frommen im Gericht:
mit Aufruhr, Raub und Mord begnügt
der Pöbel sich ja nicht,
des Teufels Glied zu sein -
sie zwingen auch manch edlen Mann
in ihren Bund hinein!
dem armen frommen Mann;
die Bauern steche, schlag und würg
ein jeder, der da kann!
die wilden Bauern gern;
es wird, wer dabei selber stirbt,
zum Märtyrer des Herrn!
sein Amen zum Gebet,
denn Gott ist allem Aufruhr feind
und hört auf den, der fleht!
Trionfante
der deinetwegen auf der Wartburg saß,
der an der Tafel Friederichs des Weisen
das Reformieren voll und ganz vergaß
und nun versucht, die Frommen abzuspeisen,
von deren Elend er ein wenig las;
denn wer sich hat vom Papsttum abgespalten,
muss umso treuer zu den Fürsten halten.
und aller Glaube sei dem seinen gleich;
nur wer die Hölle schafft und trägt auf Erden,
erwirbt im Tode sich das Himmelreich -
so lehrt Herr Luther lieben die Beschwerden
und dulden seiner Fürsten bösen Streich.
Hätt man ihn selbst zum Papste einst erkoren,
dann wehe! wehe! den Reformatoren!
Allegro con brio
die Frommen zu betören:
der Teufel will das Gotteswort bekämpfen
und nichts vom Geiste hören.
sei gegen die Erfahrung:
ja, wer den Heilgen Geist im Buch will finden,
hat keine Offenbarung!
im Aug des Gottesmannes:
er zeigte sich in Stimmen und Gesichten
von Adam bis Johannes.
wie kann er sich erfrechen,
zu sagen - ohne seine Quell zu nennen -,
Gott könne nicht mehr sprechen?
lasst nur sein Süpplein kochen;
Gott hat noch nie durch schriftgelehrte Affen,
durch Mönch und Pfaff gesprochen.
zu seinem stummen Gotte;
drum lasst nur zu, ihr lieben Gottesstreiter,
dass Jungfrau Martin spotte.
papiernen Papst beschwören,
von schriftgelehrten Freiern sich flankieren;
der Bauer soll es hören!
so wie ein kluger Rabe:
Ich bin der Martin, wollt ihr’s mit mir wagen?
Bewundert meine Gabe!
den Teller sich zu füllen,
verkaufte Bruder Mastschwein Geist und Seele
um einer Suppe willen.
der mit Gerechten rangelt,
weil, was an Fürstenfurcht ihm überschüssig,
an Gottesfurcht ihm mangelt.
wie jener Tisch des Fürsten,
an dem er Gottes Liebe mag bezeugen
bei Käse, Wein und Würsten.
den bittern Christ vergessen,
doch eines Tags hat sich das kleine Schweinchen
am Honig totgefressen.
- sie können sich nicht wehren -,
doch unsre Fürsten und ihr gottlos Treiben
hält Leisetritt in Ehren.
wenn er die Bauern richtet,
das Volk mit seiner Logik zu bescheißen,
im Hühnerstall erdichtet:
was ihm auch widerführe,
sich freundlich sterbend beugen den Gewalten,
wie Christen es gebühre.
sie sollen ohne Bange
die Hungerleider rücksichtslos erschlagen,
wie Christus es verlange!
er ist des Fürsten Heerhold,
will Dank verdienen durch das Blutvergießen:
er ist des Fürsten Heer hold!
wird Gott bei sich nicht leiden:
eh dieser wird das Paradies betreten
sind’s Türken, Juden, Heiden!
und kniet zu Friedrichs Füßen;
der seine Väter treulos hat verraten,
wird ewig dafür büßen!
das Schwert anstatt der Rute,
und dazu sagt der Doktor Lügner: Amen!
und lechzt nach ihrem Blute.
er wird hier nichts beschicken:
an Luthergrütze und am Martinsdrecke
wird mancher noch ersticken!
Vivace
sich zu erringen Freiheit oder Tod,
doch ist es fraglich, ob sie’s wirklich wagen,
vom Fürstenheer belagert und bedroht;
so mancher Bauer will schon fast verzagen
und überdenkt der Fürsten Angebot,
den Bauern allen gnädig zu vergeben
im Austausch gegen Thomas Müntzers Leben.
denn unbesiegbar ist der Bauern Wut -
begründet sind der armen Leut Beschwerden,
begründet ist ihr Durst nach Fürstenblut;
sie brauchen keinen Frieden vorgelogen,
sie brauchen nichts als nur ein Fünkchen Mut!
der einmal schon bestärkte sie im Krieg,
als gegen ihren Feind sie ausgezogen,
und sie errangen den verdienten Sieg!
So helfe Thomas Müntzer und den Seinen,
der siegessicher auf den Schlachtberg stieg,
der Bauern größte Heere zu vereinen,
mit deren Kraft man manchen Fürsten schlug,
und lass den Regenbogen ihm erscheinen!
nachdem er so viel Menschen umgebracht,
ließ er sich einmal noch das Herz erweichen
und hat im Bund der Menschheit neu gedacht.
Der Regenbogen ist doch Gottes Zeichen,
und über diesen hab ich keine Macht;
ich könnte höchstens den verzagten Massen
den Halo um die Sonne scheinen lassen.
es wird der Bauern Furcht sofort verfliegen,
und jeder wird sich drängen in dem Zug,
die unbarmherzgen Herren zu bekriegen.
Auf ihrer Seite kämpft das Recht, der Hass,
und wenn sie die Tyrannen erst besiegen,
so scheint die Sonne ohne Unterlass!
Allegro con fuoco
Was schlottern euch die Beine?
Nur dran! Nur dran! Und fröhlich dreingeschlagen:
wir kämpfen nicht alleine!
die euch zugrunde richten,
doch wollt ihr ihren Karren nicht mehr zerren,
so müsst ihr sie vernichten!
dass wir uns müssen wehren:
wir sind nicht mehr die Lämmer und die Kälber,
sind Löwen und sind Bären!
jetzt ist es Zeit zu handeln!
Wir luden sie doch ein zu unserm Bunde;
sie wollten sich nicht wandeln.
da beide sich bekriegen;
wer zu den Fürsten hält und kämpft mit ihnen,
der muss auch Gott besiegen!
aus dem Kyffhäuser gehen:
Gott selber kämpft voll Zorn an unsrer Seite -
wer mag uns widerstehen?
Lasst keinen Feind am Leben!
Auch Gideon hat Tausende vernichtet -
sein Schwert ist uns gegeben!
von Magogs wüstem Haufen? -
Das Fleisch der Fürsten werden Vögel fressen,
ihr Blut die Tiere saufen!
Wer für mein Reich will taugen,
der nehme und erwürge meine Feinde
vor meinen eignen Augen!
dem lass ich es gelingen:
ich komme nicht, um dieser Welt den Frieden,
doch um das Schwert zu bringen!
euch weiter einzuschüchtern.
Sie werden euch nun nicht mehr unterdrücken:
seid wachsam und seid nüchtern!
bedenkt vor allen Dingen:
beschissene Barmherzigkeit zu üben,
kann nur den Tod euch bringen!
und schwören stillzuhalten,
so werden sie euch später doch verbrennen,
und alles bleibt beim Alten!
sie schmeicheln, wenn sie dräuen.
Wer würde wohl den Samen solcher Sorte
sich auf den Acker streuen?
die mancher Fürst erlernte,
und schreit das Unkraut auch an allen Orten,
noch sei nicht Zeit zur Ernte!
um Gottes willen leiden,
so müsst des Teufels Märtyrer ihr werden,
von Gottes Volk euch scheiden!
und nicht, um hier zu plündern;
der Herr wird bis in alle Ewigkeiten
sich rächen an den Sündern!
Gott steht mit uns im Bunde!
So lasst uns eifrig mit dem Schwert ihm dienen
in dieser Schicksalsstunde!
sie haben Wort gebrochen
und mit der Waffenruhe uns belogen,
die wir doch abgesprochen!
die Freiheit zu erringen!
Nur dran! Nur dran! Und lasst uns in dem Streite
ein Lied dem Herren singen:
erfülle unsre Herzen,
erleuchte deine arme Herde wieder,
die zu dir seufzt mit Schmerzen.
und stärkst den, der bescheiden;
so lehr uns deinen Christus recht erkennen
und so wie Christus leiden!
ohn Milde und Erbarmen,
gib Mut und Kraft der zagenden Gemeinde,
dein Kreuz zu tragen. Amen!
Adagio
auf einen Pfahl am Schadeberg gesteckt;
er konnte auf der Flucht ein Haus betreten,
doch wurde er von einem Gast entdeckt.
Er musste scheitern mit den Kraftpaketen,
die schon die Angst vor Strafe lähmt und schreckt;
nur sechs vom Fürstenheer sind zu beklagen,
die Bauern wurden allesamt erschlagen!
die Bauern hatten Furcht vor ihrem Ziel
und sind noch nicht vom Sklaventum genesen.
Zwar machte diesmal noch der Fürst das Spiel
und konnte seine Untertanen zähmen,
da ihm der Sieg ja fast vom Himmel fiel;
doch einmal wird der Deutsche sich bequemen,
wird sich erheben gegen seine Herrn
und sich die Freiheit, die ersehnte, nehmen!
da diese die Verantwortung gebiert.
Nur einmal wird dies Land in Freiheit leben,
und zwar nach einem Krieg, den es verliert:
die Freiheit wird, nachdem man sich ergeben,
vom Sieger dem Besiegten aufdiktiert.
Dann wird verächtlich und mit bösem Grimmen
der Deutsche sich in Freiheit selbst bestimmen.
den Groll, dass seinen Herren er verlor,
und sich auf einen andern zubewegen,
der tausend Jahre Tod der Freiheit schwor,
Europa ganz in Schutt und Asche legen
und morden so wie kaum ein Volk zuvor:
er wird mit den barbarischsten Verbrechen
sich für die aufgezwungne Freiheit rächen!
im Gottesstaate Thomas Müntzers leben;
die irdschen Freuden wären mir zu fern.
Ich hätte manches Laster aufzugeben,
ich müsste Sonntags in der Kirche sein,
ich müsste ständig fürchten um mein Leben
bei einem jeden kleinen Stelldichein;
die Zeugung ohne Liebe zu betreiben
und den Fanatikern sich einzureihn,
kann man als Freiheit schwerlich noch beschreiben,
bereitet man dem Freien doch Verdruss:
so frei zu sein, dass andere es bleiben,
das ist allein der Freiheit letzter Schluss!
Variation
nach dem ausgekämpften Bauernkrieg,
um von mir ein Siegesmal zu fordern,
eine hübsch Viktoria für den Sieg,
will ich, Albrecht Dürer, mich befassen
und ein angemessnes Ehrenmal
jenen werten Herrn errichten lassen,
denen unser Gott den Sieg befahl!
Legt auf eine reichlich große Platte
einen etwas kleinern Quaderstein,
ringsherum das, was der Bauer hatte:
viele Kühe, Schafe und auch Schwein’.
Einen weitern Stein legt dann auf diesen,
etwas kleiner wiederum gebaut,
und darum vier Körbe mit Gemüsen,
Käse, Butter, Eiern, Zwiebeln, Kraut.
Einen Haberkasten stellt darüber,
darauf einen Kessel, kopfunt bloß,
einen hübschen Käsnapf obendrüber,
darauf einen Teller, möglichst groß,
dass er an den Seiten überrage,
darauf setzt ein großes Butterfass,
welches wieder einen Milchkrug trage:
dieser Milchkrug halte alles, was
solch ein Bauer braucht, um sich zu placken -
Mistfork, Gabel, Flegel, Schaufeln, Haun,
andres Werkzeug, Rechen, Stock und Hacken,
drauf sollt ihr ein Hühnerkörbchen baun.
Ganz zuoberst setzt ihr einen Bauern
auf den Schmalztopf, welcher ausgezehrt,
seinen Kopf gestützt in tiefem Trauern,
und sein Leib durchbohrt von eurem Schwert.
9. Animato
der Selgen Insel, die im Westen liegt,
dem Grünen Eiland, das die Griechen preisen,
wo Hunger, Arbeit, Leid und Tod besiegt!
Den Mantel, schnell - ich kann es kaum erwarten,
dass er uns hin ins Land des Kronos fliegt!
die Leiden feiern ihre Wiederkehr.
Not, Tod und Arbeit sind dort eingedrungen,
und Selge gibt es lange schon nicht mehr;
von einer fremden starken Macht bezwungen,
vor einem unerbittlich harten Heer,
hat Irland seine Freiheit aufgegeben,
und lebenslanges Sterben ist das Leben.
das früher manche Besserung gebracht,
doch schrieben seine Feinde Denunziönchen,
die man in England keineswegs belacht;
er hat in weiser Vorsicht schon sein Söhnchen
zu seinem Stellvertreter sich gemacht.
Dann rief man ihn zu Heinrich - ja, dem Achten;
nun wird im Turm zu London er verschmachten.
was wütet Heinrich denn im Paradies?
Soll denn zum zweiten England jetzt entarten
der Platz, an den man Hellas’ Helden wies?
Der König soll bezahlen seine Schulden
und seine Büttel enden im Verlies;
wie könnt ich dulden, dass die Iren dulden?
Agitato
weiß ich doch nicht, was mit ihm ist geschehn.
Wird König Heinrich ihn nur dabehalten,
bis dort die Richter seine Unschuld sehn?
Wird ohne Schuld er zum Schafotte gehn,
dem Vaterland sein Leben hinzugeben,
wird man uns letztlich unsrer Macht entheben?
ich komm soeben aus des Königs Stadt,
und sicher interessiert es Euch zu hören,
was sich in London zugetragen hat.
Wie sehr ist Euer Schicksal zu beklagen -
ich sah den Vater, abgespannt und matt:
man hat das Haupt dem Grafen abgeschlagen,
und Heinrich sah das Schauspiel voller Lust!
Ihr solltet seinen Tod zu rächen wagen,
brennt doch sein Feuer auch in Eurer Brust;
der letzte Sieg wird immer dem bereitet,
der sich der guten Sache ist bewusst
und mit dem Recht auf seiner Seite streitet!
Er nahm uns aus, er schlug uns ins Gesicht,
und viele Jahre sind wir stumm geblieben;
doch heute werden wir ihm zum Gericht,
die Rache und die Freiheit unsre Pflicht!
Nicht länger bin ich Heinrichs Stellvertreter:
ich bin der Rächer aller unsrer Väter!
Rallentando
durch deine unbedachte Lügenmär,
in dem zwar noch ein Hoffnungsfünkchen flimmert,
doch auch Maynooth hat keine starke Wehr.
Der Iren Lage hast du noch verschlimmert:
jetzt lagert allerorten Heinrichs Heer.
Nach der Revolte, die du angezettelt,
wird auf den Knien um Gnade nun gebettelt.
dass Heinrich auch als Feind der Kirche kam,
doch wird er durch des Klerus Schrift vernichtet -
da stirbt der Graf im Turm vor lauter Gram.
Dann stellt der Lord sich und wird hingerichtet,
weil er das Schwert in seine Hände nahm,
und Heinrich wird den Iren gar die Riten,
den Glauben, Sprache und Kultur verbieten!
zwar ist misslungen dieser eine Streich,
doch eines Tags wird Irland sich erheben
und sich befrein aus der Tyrannen Reich.
Man wird aus den begangnen Fehlern lernen
und einem eitrigen Geschwüre gleich
die fremde Macht aus seinem Land entfernen!
10. Allegro ma non troppo
die Bosheit und die Religion verlor,
mit würdiger pathetischer Gebärde
zu höhern Sphären stieg der Geist empor.
Zu Herrn der Weisheit wurden alle Knechte,
zu ihrem Knechte, wer ein Herr zuvor.
Ich glaube fast, das ist genau das Rechte,
so wird die Zukunft sein in jedem Land;
wenn nur der Mensch es endlich so weit brächte,
im Geist zu streiten statt mit böser Hand,
wenn er sich bilden würde statt zu kämpfen
und hätt statt Waffen Seele und Verstand.
die nicht den Durst der Knechtesgeister stillt,
dich gegen Unterdrückung aufzubäumen
der Menschen, die zur Folgschaft sind gewillt,
und Dumme mit der Weisheit aufzuzäumen?
Es wird die Menschheit nie dein Ebenbild,
und immer werden sich der Welt Gewalten
an die Gebote Machiavellis halten.
von dort regier ich bald schon diese Welt,
dort wird so mancher Staat sich vor mir neigen,
auch wenn’s den Unterworfnen nicht gefällt.
Dort mache ich die Weltmacht mir zu Eigen,
und wehe dem, der meinen Weg verstellt!
Dies Land war früher Gottes eignes Land,
bis Christoph meinen Weg nach drüben fand.
doch fließt kein Paktalos in seinen Gaun,
die Armut wird erfolgreich sich befleißen,
und niemand wird dem anderen vertraun:
voll Habgier wird den Nächsten man beschaun
und dieses Land zu meinem Tempel baun,
zur Freien Welt, denn bald ist sie befreit
von jeglicher Kultur und Menschlichkeit.
wer überlebt, ist ewig vogelfrei,
der Sklave wird als Untermensch verspottet,
auch nach dem Ende aller Sklaverei.
Nur wer als Weißer mit der Masse trottet,
hat ein paar Rechte, hat er Geld dabei.
Den Mantel, rasch! Zum Himmel hin, dem blauen:
du sollst sofort mein künftges Weltreich schauen!
nun denn, jetzt will ich es auch selber sehn!
Und windet sich die Seele auch in Krämpfen,
ich kann nicht ändern, was noch wird geschehn.
Bizarres Bild! Aus Stein ein Ameishaufen,
welch Quaderfelsen seh ich vor mir stehn?
wo Tausende von Menschen eingezwängt
den Abend und die Nacht verbringen,
bis sie’s zum Arbeitsfels am Morgen drängt,
wo sie dann werkeln an den vielen Dingen,
von denen ab der Sinn des Lebens hängt.
So stumpf und sinnlos ist es, was sie machen:
ihr Lebensinhalt sind nur solche Sachen.
Termiten ähnelnd, die nicht gerne ruhn,
um blöd in allen ihren Lebensjahren
das gleiche stets tagaus, tagein zu tun,
in pferdelosen Kutschen auszufahren
und Fernes anzusehn in kleinen Truhn.
Man hat der Dumpfheit Namen auch gegeben -
ihr ödes Dasein nennt sich: Arbeitsleben.
für Gott und Vaterland nach scharfem Drill;
sie werden manches andre Land bekriegen,
das nicht nach ihrer Weise leben will.
Es wird kein Volk der Erde sie besiegen,
darum hält alle Welt vor ihnen still,
und sie diktieren ihnen nicht vergebens
die freie Knechtschaft, ihren Weg des Lebens.
das meiste anzusammeln mit Gewalt,
und muss man dafür über Leichen gehen,
ist’s nicht zu ändern, und dann geht man halt.
Sie mühen sich, ihr Tagwerk zu versehen:
wo Hände schwitzen, bleibt der Brägen kalt.
Der Geist, den mächtig du empor willst schwingen,
hat Platz gemacht den wichtigeren Dingen.
und nicht zur Linken noch nach rechts geblickt!
Als könne man die Freiheit sich erkaufen,
wenn man nur mit der Masse jauchzt und nickt.
Nach menschlichem und geistigem Ermessen
ist dieses Volk zur Freiheit nicht geschickt;
von Bosheit und von Religion besessen,
bekämpft man alles, was von andrer Art.
Jetzt lass die düstre Zukunft mich vergessen:
ich sehn mich nach der trüben Gegenwart!
Vivace
der kleine Mensch, vor seiner Schöpfung Born;
hab Haare, Hymen, Heere gar gespalten,
erlangte Satans Gunst und Gottes Zorn
und bleibe voller Ehrfurcht sprachlos stehen
vor einem unscheinbaren Samenkorn.
Zwar kann man seine Stärke noch nicht sehen,
die in der zarten Schale sich versteckt,
doch ist der Same reif, um aufzugehen,
durch Licht und Wasser seine Kraft geweckt.
Wie kann er nur die eigne Hülle sprengen
und wie die Erde, die ihn zugedeckt?
ganz gleich wohin wir auf der Erde gehn,
doch die Beschaffenheit auch zu erkunden,
gelang noch keinem: heut sollst du sie sehn!
So lass uns mit dem Mantel ein paar Runden
in diesem kleinen Samenkörnchen drehn:
du wirst am schnellsten zur Erkenntnis dringen,
erkennst du große in den kleinen Dingen!
Du willst doch nicht - da geht es auch schon los!
Erdhäufchen werden nun zu steilen Hängen,
bald sind die kleinen Gräser baumesgroß;
so pass doch auf! Ich fürchte ungelogen,
dass ich mich gleich am Gänseblümchen stoß!
Um Gottes willen, schlage einen Bogen!
Ist dieses Riesenmonster wieder fort? -
Fast wären wir dem Floh ins Maul geflogen!
Zu Hilfe! Hilfe! Glaube meinem Wort:
die Mücken werden beide uns erstechen!
Da steht das Körnchen; sind wir erstmal dort,
so hältst du an - das musst du mir versprechen.
Bist du verrückt? Wir knallen an die Wand!
Wir können diese Mauer nicht durchbrechen!
erwarte ich das Ende unumwunden,
doch plötzlich löst sich wie von Geisterhand
die Mauer auf und ist bald ganz verschwunden;
nur ihre Steine schweben durch den Raum,
und scheinbar ziellos drehn sie ihre Runden,
doch nicht wie Steine - nein, ich glaub es kaum:
sie ziehen ihre Bahnen so wie Sterne,
und ich durchstreif das Weltall wie im Traum.
Kometennebel seh ich in der Ferne
und große Sonnen hier und überall;
dass ich den Kosmos nun im Saatgut lerne!
Zwar kann man sehen, dass in manchem Fall
die imposanten Sonnen auch vergehen
in einem kolossalen Feuerball,
doch sind’s noch mehr, die dafür neu entstehen
und die es immer zu den Rändern lenkt,
da alle voneinander fort sich drehen,
als würden sie im Zentrum eingeschränkt.
Und damit ist die Frage abgehandelt:
Leben ist das, was neue Grenzen sprengt,
Leben ist das, was immerfort sich wandelt!
12. Ardente
wird heute Nacht mit mir vereinigt sein -
wonach mein Herz und Sinnen immer strebte,
die Edelste der Edlen werde mein!
Mephisto, heute sollst du mich verwöhnen
und mich von meiner Einsamkeit befrein;
mein Dasein auf der Erde nun zu krönen
durch meines Lebens höchsten Lustgewinn,
beschwöre mir die Schönste aller Schönen!
dass du begehrst die schönste Frau der Welt,
die mit dir in ein neues Leben startet -
ich bin schon lange darauf eingestellt.
Sie alle sind besonders hübsch geartet;
ich ahne, wer am besten dir gefällt.
Die Namen brauche ich dir nicht zu nennen:
du wirst sie selber sicherlich erkennen.
wohl eine der bezauberndsten Gestalten,
doch steht mir nicht nach einer Frau der Sinn,
die in dem Herzen keinen Stolz lässt walten:
die ihrem Mann verzieh, der sie als Pfand
verspielte, scheint nicht viel auf sich zu halten.
der Dichter Göttin, die in Irland wohnen.
Sie hat mir eine Seite zugewandt;
die andre gleicht dem Haupte der Gorgonen -
zu Stein erstarren muss, wer je es sieht:
mit solcher Schönheit magst du mich verschonen.
von deren Weisheit viele uns berichten,
die liebend sich mit Salomo beriet:
sie kennt wohl viel romantische Geschichten,
doch ich erwarte mehr von unserm Bund
als Rätsel lösen oder Lieder dichten.
so zauberhaft, so schön und so durchtrieben,
die Grazie aus dem tiefsten Höllenschlund;
die Mordlust steht ihr ins Gesicht geschrieben,
und wer sie liebt, schwebt ständig in Gefahr
zu sterben, um sie bis zum Tod zu lieben.
von der die Konsuln und Cäsaren schwärmen,
in der Antonius sein Schicksal sah,
weshalb Oktavia sich musste härmen.
Sie hatte eine Nase für die Macht;
ich kann mich für den Zinken nicht erwärmen.
als würde sie ob meiner Sehnsucht scherzen?
Die Augen sind viel tiefer als die Nacht,
und doch so hell wie hunderttausend Kerzen;
die Liebe ist ihr liebster Zeitvertreib,
ihr Reichtum sind gebrochne Männerherzen.
an deren Schönheit sich die Dichter laben,
die Dame mit dem Wanderunterleib,
die stets für schöne Männer ist zu haben
und unter ihrer Treuelosigkeit
das stolze Troja restlos hat begraben.
und lass sie vom Olympos schnellstens kommen;
beeile dich, verliere keine Zeit!
ich kann nicht gehen, aber sei getrost!
Poseidon, Hades, Zeus und ich verwalten
die Erde, aufeinander oft erbost -
ich habe nur das Abendland erhalten,
als wir des Kronos Erbteil ausgelost;
zuletzt versprachen wir vor allen Dingen,
nicht in der andern Reiche einzudringen.
von der du über ihre Liebe wachst,
damit du siehst, wie treulich ich dir diene,
dass du die Göttin dir zu Eigen machst:
in ihrem Tempel steht die Windmaschine,
mit der du ihres Herzens Glut entfachst.
Du wirst sie ohne jeden Kampf besiegen;
sie wird von selbst an deine Brust dir fliegen!
Helena, heute Nacht noch bin ich dein!
Nur rasch, nur rasch den Götterberg erklommen!
der ich zur Liebe mich so spät ermannte,
und ewig treu wird mir die Göttin sein,
die doch als Menschin keine Treue kannte.
Nun will ich der Erfüllung Fülle sehn,
das Herz, das meinem Herzen nur entbrannte,
und auf der Liebe höchstem Gipfel stehn;
um zu befriedigen die edlen Triebe,
muss zum Olymp ich, zu den Göttern gehn.
Ach, dass ihr Herz doch nun beständig bliebe,
wo sie als Göttin einem Mann gefällt;
ach, wäre nicht die Liebe, ja, die Liebe
so fremd den Menschen und so fern der Welt!
13. Sfumato
man hat mir eine Orgel gar gestellt,
dass ich von meiner Spielkunst ein Exempel
zum Opfer bring der schönsten Frau der Welt.
Bald wird der Klang ihr weiches Herz berühren,
dass am Olymp es sie nicht länger hält:
sie wird die Macht des Unbekannten spüren,
und wenn die zarten Töne sie vernimmt,
wird sie ihr Zauber in den Tempel führen
und für die Liebe ihre Brust gestimmt.
Wenn dann vom heilgen Feuer des Verlangens
der erste Funken ihr im Busen glimmt,
so wird das Herz nach kurzer Zeit des Bangens
sich finden an das andre Herz gepresst;
der Liebe Glück war nie so nah - wir fangen’s,
wir greifen es und halten stets es fest,
und, müssten wir es zwingen oder kosen,
wir sorgen schon, dass es uns nicht verlässt.
Die Göttin kommt! Schon füllt ihr Duft den Raum;
wie fühle ich der Seele Brandung tosen,
wie mühsam hält der Körper sich im Zaum,
als ich mich zögerlich nach hinten wende:
sie war nicht halb so schön im kühnsten Traum!
ihr Hals ist schlank und zierlich das Gesicht,
die Beine wohlgeformt und ohne Ende,
und eine schmalre Taille gibt es nicht;
in ihren zarten Armen zu sinnieren
muss köstlich sein, wenn sie von Liebe spricht.
die Locken ihres wunder-vollen Haars,
die tiefen Seen der Augen reflektieren
die Schönheit aller Welt wie lautres Glas,
die roten Lippen lächeln mir entgegen,
von deren Gift noch nie ein Mann genas:
ein Lächeln, so verwegen, so verlegen,
so hintergründig, offen und so rein,
muss wohl ein jedes Männerherz erregen.
Die Zähne strahlen weiß wie Elfenbein,
es lacht der Schalk aus allen ihren Zügen:
wie könnt ein Mann ihr nicht verfallen sein?
erfolgreich war Mephistos kleine List,
sie mit dem Orgelspiele zu vergnügen;
der Liebe großes Maß zu dieser Frist
ist voll, dass bald es überquellen müsste.
So stolz und aufrecht diese Göttin ist,
so stolz und aufrecht sind die edlen Brüste,
wie feste Schilde aus der Troer Reich,
vor denen niemand sich zu helfen wüsste:
der Gegner fällt zu Boden und wird bleich,
die größte Kampfeslust ist schnell zerronnen.
Und Eos’ sanftem Rosenfinger gleich
erstrahlen ihrer hehren Schönheit Sonnen
wie Morgenröte unter zartem Flor;
sie künden von olympisch höchsten Wonnen
dem Gott, an den sie je ihr Herz verlor -
denn zweifellos als Gott wird der sich fühlen,
den sich die Göttin für die Nacht erkor.
zu kühlen ist die Seele nicht gewillt,
die früher nichts vermochte aufzuwühlen.
Dort kommt die Göttin! Welch ein göttlich Bild;
der Seele Sehnsucht nach dem ewig Schönen
ist heute und wird immerdar gestillt!
Sie dringen so verzaubernd an mein Ohr
wie alter Götter längst vergessner Chor,
wie einer fernen fremden Welt Gesänge.
Ein edler Fremder spielt in meinem Haus,
und schöner noch als Paris sieht er aus -
sein Haar ist lang und sein Geschmack erlesen.
Ein neuer Geist macht meine Seele schwer
und flattert wild und aufgeregt umher
in meinem Bauch wie tausend Schmetterlinge.
und sage mir auch niemals, wer du bist,
sag nicht, wo deines Körpers Heimat ist,
und sag vor allem nicht, was ich jetzt fühle;
wenn erst die Antwort deinem Mund entquoll,
und immer wieder neu geheimnisvoll
mir das Geheimnisvolle stets auch bleibe.
ich schon verwirrte deinen edlen Sinn,
lass mich dich auch auf andre Art verwöhnen,
der ich dein willenloser Diener bin.
Kaum kann ich meine Sehnsucht dir beschreiben:
vor so viel Anmut sink ich kniend hin.
Bevor die Tempelwächter mich vertreiben,
erfülle mir die eine Bitte nur:
an deiner Seite lebenslang zu bleiben.
Dass länger hier im Tempel nicht verweilt,
der heute Nacht das Lager mit mir teilt:
erhebe dich, du sterblichster der Götter!
dass ich den Kopf an deine Schulter lehn,
wenn wir gemeinsam zum Olympos gehn:
leg deinen starken Arm um meine Hüfte!
wann brachte je ein Ständchen solch Belohnung?
Nun lass mich folgen deiner Rosenspur
und führe mich in deine Götterwohnung.
Vivace appassionato
Auf ewig eint uns nun der Liebe Band,
ruht in der deinen meine zarte Hand:
ein Menschenleben blüht das Glück uns beiden!
um Schönheit mich und dich um den Verstand:
des Herzens Feuer ist mit Macht entbrannt,
und niemand kann den Liebsten mir verleiden.
in deiner Liebe blühen bis zuletzt:
kein Mensch, kein Gott wird mich von hier vertreiben!
und mich mit Herz und Seele dir verschreiben,
bis einst den Mund der Lethe Wasser netzt.
Moderato accelerando
den Liebespaaren wärmend in der Nacht;
du wirst auch heut in ungekannter Pracht
das Licht aus deiner Silberschale gießen.
den Mantel über unsrer Liebe aus.
Philotes, bleibe stets in unserm Haus
und weiche niemals mehr von unsrer Seite.
der Liebe Geist dem auserwählten Paar,
dass das Verlangen bleibe immerdar,
das Körper, Geist und Seele schon erfreute.
Animato
der meine Lippen wild und zärtlich küsste,
der sanft liebkoste Schultern, Hals und Brüste
und anderswo in Zückung mich versetzt,
der Liebste, der ein Gott mir werden müsste,
will dein ich sein im Garten süßer Lüste,
die sich in deinem Arm so glücklich schätzt.
hier kann mein Herz, von Leid zu Leid gehetzt,
sich hoch empor zur höchsten Liebe schwingen.
so will ich noch im Tode von dir singen;
wie glücklich aber bin ich hier und jetzt!
Agitato
wie fest dein liebevoller Blick mich hält,
wie fein und lieblich deine Finger singen,
wie sehr mir diese Zweisamkeit gefällt;
es gibt nur uns, und gerade will’s mir scheinen,
als wären wir allein auf dieser Welt!
aus diesem Grunde sind wir zwei allein.
Dies muss mein vorbestimmtes Schicksal sein,
das ich in deine sanften Hände lege.
und klopft es fordernd nur an meine Brust,
so bin ich deiner Liebe mir bewusst,
und alles andre kann ich wohl verschmerzen.
verspür ich unsrer Liebe große Macht -
doch was ist das? Was kann dies Schauspiel meinen,
wer hat sich dieses Stück wohl ausgedacht?
Ein Wetter ist am Himmel aufgezogen
und färbt ihn schwärzer als die tiefste Nacht.
Es kommt zu uns an den Olymp geflogen
wie großer Vögel tausendfach Gewirr
und scheint uns gerade nicht sehr wohl gewogen;
ihr lautes Krächzen macht die Menschen irr,
wie Grabgesang erklingt ihr hohles Flöten,
wie Kriegsheer ihrer Flügelschlag Geklirr!
die zweimal vor den großen Helden flohn;
nun wagen sie sich zum Olympos schon
und rauben uns der Liebe hohen Frieden!
und ihre Mauser bringt den raschen Tod,
von scharfen Schnäbeln werden wir bedroht;
schon stürzen sie auf unser Haus hernieder!
und kriegen!
und klirren!
und töten;
durch Feder
metallen,
gleich Säbeln!
vernichten;
und siegen!
und schick von deinem Lichte einen Strahl
durch diesen Schwarm, der auszog, uns zu töten
durch seiner Flügel mörderischen Stahl,
dass niemand müsse unser Glück beweinen
und unsre Liebe siege dieses Mal!
durch diese Wolke, die den Himmel schwärzt,
lässt er uns seinen hellsten Lichtstrahl scheinen;
nun greife ich zu meinem Ring beherzt,
dass in dem Stein das Licht gespiegelt werde -
so wird ein jeder Kranich ausgemerzt!
Schon tropft der letzte Vogel auf die Erde:
dies ist der Stymphaliden letzter Fall,
dass dieser Schwarm nicht einen mehr gefährde!
Der blaue Himmel lacht uns überall,
die schwarzen Klapperkraniche zerfließen,
und aus dem heißen flüssigen Metall
lässt Zeus der Welt die Schwarze Rose sprießen.
Vivace
auch wenn die andern uns das Glück missgönnen.
Doch welche Listen sie sich auch ersönnen:
ich bin nun dein und bleib es bis zuletzt!
wird unsereiner nicht verhindern können.
Doch wenn sie Tag und Nacht Intrigen spönnen:
es wird ihr Anschlag in der Luft zerfetzt!
wir wollen ihren Hass geduldig leiden;
uns schützt ja meines Zaubers große Macht,
der immer wieder helfen wird uns beiden,
der uns den Wandel und den Schlaf bewacht
wie sanften Lämmern, die in Frieden weiden.
Adagio
soweit der Abendsonne Strahlen glühn,
erblickt man unsrer edlen Liebe Zeichen:
in des Olympos sagenhaftem Grün,
in des Granatbaums Apfels rotem Feuer,
in allen Blumen, die am Wege blühn!
Nichts auf der Welt ist jemals mir so teuer
wie einzig und alleine nur dein Glück;
nur vorwärts führt uns unsres Schiffes Steuer,
und niemals wieder bringt es uns zurück
zu jenem, das wir hinter uns gelassen,
dem freudig wir entfliehen Stück für Stück!
Ein Löwenrudel zieht vor unser Haus!
Sie machen einem jeden den Garaus,
durch sie wird unser Schicksal sich erfüllen:
die er gezeugt, als er Medusa traf.
Daneben gleicht ihr Vater einem Schaf;
das Ungetüm, das sie gebar, nicht minder.
die Erde bebt bei ihrem mächtgen Schritt,
sie können Städt’ vernichten durch den Tritt
und starke Zedern mit den Klaun zerreißen!
der ich durch größere Gefahren ging?
Mit ihnen will ich gerne mich befassen.
und achtet auf den Wechsel seiner Farbe,
wenn ich des Hypnos’ Wiegenlied euch sing:
doch schließe deine klaren Augen nicht,
die ich so herzlich lieb gewonnen habe.
dass sich mein Herz in deiner Schönheit sonne
und blühe in der süßen Augen Licht.
ein jeder Strahl der edlen Sonne bricht:
schlaf ewig, Mensch und Gott zu ewger Wonne!
ins Land der selgen Träumerein entführe:
alles erreicht, wer überzeugend spricht!
Dort ruhn die Löwen, dass man bald sie schüre,
den braven Schafen eines Hirten gleich;
und liegen sie auch ewig vor der Türe,
so bleiben sie doch stets in Hypnos’ Reich!
Adagietto
so lauern uns die wilden Löwen auf;
sie rotten sich um unser Haus zuhauf,
und es wird immer schwerer, sie zu schneiden.
doch hemmt dein Zauber sie in ihrem Lauf.
Sie kommen jetzt zu uns noch nicht herauf,
doch wann wird dieser Krieg sich je entscheiden?
nicht bei den Christen und nicht bei den Heiden.
Und selbst wenn Zeus in heißem Zorn ergrimmt,
er wird mir nicht das liebste Gut verleiden:
das höchste Glück der Welt vorausbestimmt
war doch in Wahrheit lange schon uns beiden.
Presto
in deinen Armen alle Welt umarmt,
in deinem Liede alle Welt beschrieben,
an deinem Herzen alle Welt erwarmt,
so soll auch alle Welt mein Glück ersehen
und wie der Himmel meiner sich erbarmt!
schon wieder der erregten Heldenbrust,
oder versucht erneut man uns bewusst
der Freude unsrer Liebe zu berauben?
durch dessen Raserei Adonis starb,
als Aphrodite liebend um ihn warb;
wir werden seine Wut nicht überdauern!
ihn hemmt kein Pfeil, kein Speer in seinem Lauf,
Heroen, Götter halten ihn nicht auf,
und seine Schwarte kann kein Schwert durchdringen!
und vor ihm auf den Rücken fallen kann,
so werde ich den Kampf mit ihm bestehen
und komm an seinen Unterleib heran.
Dann greif ich zu der schärfsten aller Waffen,
die vor mir erst besaß ein einzger Mann;
was keine Schwerter oder Pfeile schaffen,
schafft meines Ringes harter Diamant:
den wilden Eber nun dahinzuraffen!
Schon kommt das große Tier dahergerannt,
und ich gerat ein wenig doch ins Schwitzen
und starre auf das Monstrum wie gebannt:
ich seh die Mordlust unerbittlich blitzen
in seiner wilden Augen Feuerball,
doch es gelingt mir wirklich, aufzuschlitzen
des Ungetümes Bauch nach meinem Fall!
So ist kein Sterblicher mehr zu beklagen:
der Eber wütet nun in Hades’ Stall!
denn die Trophäe steht mir gar nicht schlecht,
und die Hellenen werden von mir sagen:
Er ist ein Held! Adonis ist gerächt!
Allegro moderato
bewusst, wie sehr die Götter uns bedroht;
zwar hilft dein Zauber aus der größten Not,
doch wird den Untergang er nicht vermeiden.
dann kennt ihr Hass kein göttliches Gebot:
sie brächten uns am liebsten selbst den Tod,
und wer nicht sterben kann, soll ewig leiden.
denn ungeschoren blieben wir bis jetzt,
und sollte je ein Gott es wirklich wagen,
dass er den Frieden unsres Glücks verletzt,
dann wird von mir ihm ohne jedes Zagen
das Messer an den bloßen Hals gesetzt!
Maestoso
sich an das abendliche Blumenfeld -
es trennt sie keine Macht auf dieser Welt:
sie liegen ewig auf den grünen Matten!
der so bedrohlich neben unserm steht
und der es wagt, die Zweisamkeit zu stören,
die sanft die blütenschwere Luft umweht?
Was führt den düstern finsteren Gesellen
zu deiner Wohnung, an dein Blumenbeet?
der immer wieder glücklos ist verliebt,
und der es mir noch immer nicht vergibt,
dass ich die Gunst des Hirtengotts verschmähte.
Was hat ein sterblicher Mensch auf diesem Berge verlorn?
ich fürcht mich nicht vor seinem Angesicht,
das scheinbar keine Freude kann erhellen.
So ganz versteh ich allerdings auch nicht,
wie schrecklich Hirtengötter sind gestaltet -
das Wölfereißen ist wohl ihre Pflicht.
Zu deiner Frag: ich hab mich hier entfaltet,
der schönsten Frau zu sein der beste Mann,
der Lieb zuliebe, welche nie erkaltet,
doch geht das dich im Grunde gar nichts an,
denn hier hat Helena ihr Häuschen stehen,
wo sie doch wen sie will bewirten kann;
nun sag uns beiden brav Auf Wiedersehen!
gehst du nicht heut von hier fort, kämpfe ich morgen mit dir!
ich habe Helden besiegt, du nie mit Göttern gekämpft!
Allegro con brio
so wollen wir noch inniger uns lieben:
was Eros zueinander hat getrieben,
das trennt kein Gott, ganz gleich wie er uns hetzt.
dem ist kein Herz am Herzen je geblieben:
im Buch der Liebe bleibt er unbeschrieben,
und wenn er noch so viel von Liebe schwätzt.
und forder ihn zum Streite hier und jetzt;
nicht einmal erst ist Götterblut geflossen.
und droht mit seinen silbernen Geschossen:
noch hat es unsre Kehle nicht verletzt.
Presto assai
jenes unwürdigen Manns, der den Olympos entehrt?
es bringt dem Menschen einen schnellen Tod,
doch der Unsterbliche muss schrecklich leiden,
wenn er die Kraft des Gegners unterbot.
Mich schmerzt es nicht, wenn ich im Kampf verliere;
dir brächte eine Niederlage Not!
welcher noch niemals ein Schwert in seinen Händen geführt?
des Gottes Streich mit aller deiner Kraft,
so dass er schwächlich fällt auf alle Viere!
Da hat er sich schon wieder aufgerafft:
jetzt reiß aus dem Gewand ihm einen Fetzen -
nun sieh, wie er verwundert dich begafft!
Doch auch mit diesem wirst du niemals dem Tode entgehn!
doch zeigst du hier schon deine große Macht
und wie du gar die Götter kannst entsetzen!
Der Sieg ist nur uns beiden zugedacht;
ertrage nicht, dass er dich noch verspotte,
ertrage nicht, dass er so höhnisch lacht,
und trenn das Haupt vom Rumpf dem stolzen Gotte!
Andantino
das Schwert des Damokles jedoch bleibt hängen
hoch über unserm Haus: die Götter drängen
verbissen auf Apollos Rache jetzt.
das Haupt dem wilden Gott nach vielen Gängen,
und hält er endlich dich in seinen Fängen,
so wirst du wie ein Lamm vom Leu zerfetzt!
nicht immer kann ein Gott den Kampf entscheiden.
Das sieht vermutlich selbst Apollo ein
und wird den Streit in Zukunft wohl vermeiden.
Wo nicht, da schützt uns meines Ringes Stein;
was kommt, wird meine Liebe nicht verleiden!
Andante con moto
die sich einst bekämpften, versuchen heute
jenen ungebetenen Gast zu töten,
den du gebracht hast.
einen großen magischen Schild gefertigt,
der euch schützen wird vor Geschossen, Schwertern,
sämtlichen Waffen!
haltet ihnen nur diesen Schild entgegen:
machtlos wird man euch gegenüberstehen,
hilflos sich trollen.
das scheint recht seltsam und befremdlich mir -
ich glaubte es am ehesten von ihr,
dass sie mit all den andern Göttern streite!
so unstet ist ihr Freundschaftsdienstverlauf:
sie hat an Paris billig mich verkauft
und vor des Menelaos Schwert errettet.
das wird für uns von großem Vorteil sein:
wir sind im Kampfe länger nicht allein
und können uns vor jedem Anschlag schützen!
Adagio
selbst wenn man des Olympos mich verwies
und aus dem Kreis der Götter mich verstieß -
nie würde ich mich gegen dich entscheiden!
nachdem den Sitz der Götter ich verließ:
solang ich deine Liebe noch genieß,
wird mich ein jeder um mein Glück beneiden.
den wundervollen Götterkopf verdreht
und ahnte nicht dabei, was ich erziele:
dass bald uns der Olymp entgegensteht
und sorgt, dass meine liebste Göttin fiele:
verzeih, mein Herz, was zu verzeihen geht!
Prestissimo
zieht schon der Götter Heer vor unser Haus:
komm, gehen wir zu ihnen rasch hinaus,
wie einem tapfern Helden es gebühret!
sie neiden unsre Liebe, unser Glück -
selbst Ate holt man zum Olymp zurück,
dass sie im Kampf die Liebenden verblende!
kämpft mit, die wie ihr eignes Kind mich hasst,
Athena hat die Lanze schon umfasst,
die manngeborne, Hades auszuzahlen!
des Herakles entschlossenes Gesicht
und Artemis, die Todesgöttin, nicht?
Es ist ganz sicher etwas Sonderbares,
und hättest du den Schild nicht und das Schwert,
so blieb ich nicht als Göttin unversehrt,
sie würden mich zu Tode sicher schrecken!
dem schon Apollo peinlich unterlag,
doch treibe es mit ihnen nicht zu arg:
sie sind doch meine Schwestern, meine Brüder!
und glaubst, ich könnte euch nicht widerstehn,
der mir die stärkste Waffe ist befohlen?
So lasst uns nun zur Schlacht der Schlachten gehen
und mich die Götter des Olymps entehren,
die den Bezwinger vor sich stehen sehn!
wird weder Erde noch Staub decken, das schwöre ich dir!
dass deine Leiche verfault ohne begraben zu sein!
denn unbesiegbar ist der große Held,
und gegen ihn kann sich kein Gott erwehren!
Nun komm, mein Schild! schlag zu, mein Schwert! Gesellt
euch zu dem Streit, zum großen Blutvergießen:
beschützt das friedevollste Paar der Welt
und lasst gleich Wein den schwarzen Ichor fließen!
Allegretto
dass meine Liebe, die dich hat verleitet,
dir so viel Leid und Ungemach bereitet
und ins Gesicht der Götter Wind dir weht!
dass sie mich stets auf Schritt und Tritt begleitet
und gegen starke Götter für mich streitet
ist mehr, als ich vom Schicksal je erfleht.
ich selbst, ich selbst beschwor uns das Verderben.
In meiner Einfalt habe ich gedacht,
ich könnte hier das höchste Glück erwerben;
ich selber habe all das Leid gebracht,
ich stürzte dich ins Unglück durch mein Werben!
Prestissimo possibile
hat sich Poseidon nun dazugesellt;
wie hat er die Ägäis aufgeschwellt,
wie drohend wälzen sich die Wassermassen!
und nun verliere gänzlich ich den Mut;
schon schwillt um den Olymp die Wasserflut,
und unsre Wohnung wird sie bald erreichen!
wo uns das Wasser nicht zum Halse steht
und wo die Liebe nimmer untergeht;
kein Ring, kein Schwert, kein Schild wird hier uns retten!
solang der Weg, die Straßen frei noch sind:
nur rasch, nur rasch den Götterberg erklommen!
müsst eine hohe Mauer ihr errichten
um diesen Garten, gründlich und geschwind:
Poseidon will durch Sturmflut uns vernichten,
drum müsst ihr schneller als das Wasser sein!
Ihr dürft nicht müde werden aufzuschichten
mit allen euren Kräften Stein auf Stein,
bis sie die Höhe jenes Hangs erreichen,
auf dem erblüht der nächsten Götter Wein.
Ich weiß, es ist ein Auftrag ohnegleichen,
doch steht der Turm, zu dem ich euch gedrängt,
wird auch der Gott des Meeres wieder weichen,
da er der andern Götter wohl gedenkt,
mit denen er verbleiben will im Guten:
denn wenn Poseidon jetzt noch uns ertränkt,
so muss er auch die andern überfluten!
Sostenuto
hielt ich dich auch nur einen Tag noch fest,
an diese liebend heiße Brust gepresst;
wo du nicht gehst, da werden wir verderben.
als den Erlöser. Halte mich ganz fest,
bevor du mich zu unserm Heil verlässt;
ich möchte, doch ich kann und darf nicht sterben.
der Liebe Samen in das Herz gesät;
nun hat er Wurzeln in den Stein geschlagen,
die Blume blüht in holder Majestät.
So kann ich dir kein Lebewohl mehr sagen,
weil es zur Umkehr leider schon zu spät!
Andante
zwar schützt uns dieser kolossale Turm
vor Wasserfluten und vor jedem Sturm,
doch wird er ewig unser Heim umnachten!
und wilde Eber in das Meer gemalt,
damit du siehst, wie selbstlos ich dir diene.
So treulich wird mein Mühen nun bezahlt,
dass dir zum Schutz ich ließ die Mauer bauen:
du klagst, dass uns die Sonne hier nicht strahlt,
und brauchst doch auch die Sturmflut nicht zu schauen!
Geliebter, kannst du diesmal mir verzeihn?
Wir dürfen uns auf keinen Fall entzwein,
dass kampflos nicht die Gegner triumphieren!
Calando
wird meine Liebe endlich dich vernichten.
Du wolltest, konntest nicht auf sie verzichten;
das Herz ist taub, wenn der Verstand ihm rät.
bald werden uns die ewgen Götter richten
und hohle Klagen gegen uns erdichten,
so dass dein Zauber nicht vor Zeus besteht!
um deine zarte Liebe zu erwerben,
die mich so sanft und selbstlos hat geliebt.
nun, da es kein Zurück für uns mehr gibt,
bringt meine Lust uns beiden das Verderben.
Andantino
sie rauben uns das letzte Tageslicht,
und auch sehr sauber sind die Vögel nicht,
die keine Würde, kein Benehmen haben.
dein Schwert, es rottet längst nicht alle aus;
sie sitzen auf der Mauer und im Haus
und scheißen auf die allerhöchste Liebe!
noch schlimmer werden kann es nun wohl nicht!
Und dort, mit einem Grinsen im Gesicht,
steht Hermes vor uns, er, der Götterbote.
er wird nicht ruhen, kehrt nicht der Fremde heim,
zurück ins Land der Blinden Folger,
wo er den eigenen Gott bekämpfe!
Lento
bringt meine Liebe Elend und Verdruss?
Wie teuer, Liebster, zahlst du jeden Kuss,
wie teuer musst du dir mein Herz erwerben!
so wie der Mohn dem Sturme weichen muss,
dem Hagelschauer und dem Regenguss,
doch bleibt die Wurzel fest trotz aller Kerben.
in welcher unsre edle Liebe steht:
die Pracht, die Mensch und Götter nie besessen!
so wird man unsre Namen bald vergessen:
als Flugsand werden wir vom Wind verweht!
Vivace