Heinrich Heine
„Das Grundgesetz ist nichts weiter als ein wertloses Stück Papier“, meinte einer. „Zum Beispiel steht da drin: politisch Verfolgte genießen Asyl. Das ist doch absoluter Schwachsinn! Oder kennt ihr einen Kurden oder Palästinenser, der bei uns Asyl erhält?“
„Oder die Versammlungsfreiheit - wo Demonstrationen genehmigungspflichtig sind, kann davon keine Rede sein.“
„Oder: eine Zensur findet nicht statt. Solange Kabarett vor den Wahlen verboten ist, muss man wohl von Zensur sprechen!“
„Und wie steht es mit dem Recht auf Volksabstimmungen? Seit 41 Jahren steht es im Grundgesetz, und seit 41 Jahren wird es uns vorenthalten.“
„Und was ist mit der Unverletzlichkeit der Wohnung? Solange die Geheimdienste rumschnüffeln können, wo sie wollen, ist das doch wohl ein Witz.“
„Oder das Recht, nach der sogenannten Wiedervereinigung eine Verfassung von der Bevölkerung verabschieden zu lassen. Bis jetzt scheint nichts Derartiges in Planung zu sein.“
„Bleibt uns nur noch der zwanzig vier.“
„Der zwanzig vier?“ fragten die anderen im Chor.
„Das Recht auf Widerstand gegen jeden, der es unternimmt, die ‘freiheitlich-demokratische Grundordnung’ zu beseitigen, und unsere Regierung hat sie de facto abgeschafft.“
„Fein“, sagte einer, „zünden wir doch gleich ein Kaufhaus an.“
„Unsinn“, erwiderte der andere, „das ist abgeschmackt und bringt nichts. Wir müssen die Bestie im Herzen treffen, mitten im Überwachungsapparat - das BKA in Wiesbaden zum Beispiel.“
„Und wie?“
„Wir könnten unter falschem Namen ein Flugzeug chartern und einen Tiefflug über das BKA starten. - Wisst ihr, wie man eine Bombe bastelt?“
„Ich kenne jemand aus der Szene, der hat bestimmt ein paar Rezepte auf Lager.“
„Prima! Du besorgst die Bastelanleitung, ich kümmer mich um das Flugzeug, und dann besprechen wir die Einzelheiten.“
Dann hob er seinen Arm und rief: „Hannes, noch ‘ne Runde!“
Entsetzt blickte ich auf den Stummel, der in die Luft ragte. Dann betrachtete ich die anderen Männer, und erst jetzt bemerkte ich, dass sie keine Hände hatten.